Yannicks Blog

Tag 5

Nov 042018

Was war gestern passiert? Für diesen Blog eigentlich kein wirklich spannender Tag, für mich aber überaus anstrengend. Als ich morgens gegen 8:00Uhr aufwachte und auf mein Handy blinzelte, hatte ich eine Nachricht von der Airline, dass mein Flug einfach mal von 15:40Uhr auf 13:20Uhr vorverlegt wurde. Da wir alles schon geplant hatten, musste wir jetzt natürlich fix umdenken und ich musste versuchen, alle involvierten Leute, sprich Fahrer, Ousama, Chimezie etc., zu erreichen. Bei den Netzausfällen hier war das gar nicht mal so easy, klappte aber dann doch noch ziemlich gut. Ich schmiss meine Klamotten in den Rucksack, frühstückte eine Kleinigkeit und verabschiedete die Leute inklusive einer kleinen Fotosession.

Ousama und seine drei Kinder:

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Chinyeres Söhne, Chikemeze und Ouzi:

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John, der Hausmeister:

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Wir schafften es pünktlich zum Flughafen, ich stand einigermaßen pünktlich am Gate und fieberte dem Flug entgegen, der mich zur nächsten Etappe meiner Reise bringen sollte. Eine Stunde verging, zwei Stunden vergingen .. keine Ansagen, keine Information. Das Gate, was sozusagen ein etwas größerer Busbahnhof war, füllte sich mehr und mehr mit Menschen der folgenden Flüge. Schnell waren wir bei gefühlten 100 Personen pro Quadratmeter und ich überwand mich, den etwas gestressten Mitarbeiter der Airline zu fragen, was denn los sei. Eine informative Antworte suchte ich allerdings vergebens. Ich entschloss mich dazu, mich zu entspannen und zu warten, was passiert. Von vorherigen Reisen bin ich bereits weitaus schlimmeres gewohnt, also akzeptierte ich die Situation.

Mittlerweile war es 15:00Uhr und es kam tatsächlich die Durchsage, dass mein Flug auf 16:40Uhr verschoben wurde. Ich nickte schon leicht weg, als um 15:30Uhr plötzlich das Boarding für meinen Flug begann. Es ging alles wahnsinnig schnell und wir saßen um 15:40Uhr, zur ursprünglich geplanten Abflugzeit wohlgemerkt, im Flieger. Mit einem Seufzer nahm ich es hin und mir fiel lediglich der Titel meines Lieblingsstückes von Shakespeare ein: Much ado about nothing (zu Deutsch: Viel Lärm um nichts).

Während des Fluges lies ich die Tage in Lagos Revue passieren und eine Sache brachte mich zum Nachdenken. Physisch habe ich meinen Körper jetzt wieder im Griff, psychisch wird es in den kommenden Tagen wohl anders aussehen, denn wenn das Elend in Lagos mich schon umhaut, wie wird es dann im Dorf sein, wo die Zustände nochmal um einiges schlechter sind? An dieser Aufgabe werde ich wohl wachsen müssen, denn dafür bin ich schließlich hier. Ich möchte die knallharte Realität erfahren und das wird bedeuteten, meiner Komfortzone endgültig den Rücken zu kehren. Es fühlt sich bereits jetzt so an, als würde hier das echte Leben stattfinden, als würde ich in Deutschland in einer Blase leben, in der mir nichts zustoßen kann, abgesichert vor allen Eventualitäten, die das Leben mit sich bringen kann. Ist da was dran? Oder ist es bloß die Dramaturgie, die aus mir spricht?

Als ich aus dem Flieger stieg, traute ich meinen Sinnen kaum. Die Luft frei von Smog, umgeben von riesigen Wäldern, so weit das Auge reicht, eine entspannte Atmosphäre ganz ohne den Stress des Großstadtdschungels. Hier ist das, was unsereiner sich unter dem Begriff „afrikanischer Busch“ vorstellt. Draußen wartete natürlich mein guter Freund und Begleiter Chimezie mit Fahrer auf mich. Wir fuhren durch Owerri zu der Unterkunft, in der wir die nächsten zwei Monate zusammen leben werden. Auf dem Weg dorthin blickte ich aus dem Fenster und bewunderte die Stadt. Sie ist sehr offen und weitläufig mit viel Platz für jeden. Fährt man einen Hügel hinauf, sieht man bis zum Horizont nichts als atemberaubenden Dschungel. Einige Teile der Stadt sind erstaunlich modern. Tankstellen, Supermärkte und Co. haben teilweise einen leicht amerikanischen Touch. Die Infrastruktur im Allgemeinen scheint sehr gepflegt zu sein, die Hauptstraßen haben größtenteils nicht einmal Schlaglöcher. Ich bin sehr beeindruckt.

Endlich waren wir angekommen in unserem bescheidenen Heim. Es war bereits ca. 20:00Uhr und ich am Ende meiner Kräfte. Eine kleine Führung durch die Unterkunft wird es auch geben, finden werdet ihr sie wieder in den Seiten unter „2. Unterkunft“.