Yannicks Blog

Tag 7

Nov 052018

Mittlerweile kann ich ganz gut nachvollziehen, wieso die Leute hier tagsüber so viele Nickerchen halten, denn ich kann mich dem mittlerweile auch nicht mehr entziehen. Der Körper ackert einfach permanent wie ein Irrer, um irgendwie mit der Luftfeuchtigkeit klarzukommen. Kennt ihr das, wenn es in Deutschland an manchen Sommertagen nicht mehr auszuhalten ist, weil es immer schwüler wird, bis das lang ersehnte Sommergewitter sich über uns entlädt? Packt da mal noch gut 20% mehr Luftfeuchtigkeit drauf und stellt euch vor, es wäre Dauerzustand. Es ist allgegenwärtig, ohne Ventilator, ohne Klimaanlage oder sonst irgendetwas, was dir Abhilfe verschafft.

Heute Morgen habe ich also endlich zum ersten Mal richtig das Haus verlassen. Wir liefen ein wenig durch die Nachbarschaft und besorgten Kleinigkeiten für unsere Wohnung. Dabei bemerkte ich, dass sich die Blicke der Anwohner irgendwie anders anfühlten, als die in Lagos. Sie waren zwar gleichermaßen herzlich und jeder hieß mich willkommen oder grüßte mich lieb, aber dennoch verzeichnete ich einen Touch mehr Skepsis, als würden sie mir mit ihren Blicken sagen wollen: „Alter, was willst du hier?“. Ich habe auch ein paar Bilder von der Umgebung gemacht, diese werden aber ein andermal folgen, da mein Datenvolumen beinahe ausgeschöpft ist und ich noch nicht wirklich dahinter gestiegen bin, wie das damit alles so genau funktioniert.

Wieder nach Hause, kurz gechillt und schon trieben uns unsere leeren Mägen wieder vor die Tür, da wurde es wieder witzig. Wir liefen zur Hauptstraße und Chime hielt eines von hunderten Taxis an, die scheinbar eh die ganze Zeit die Straße hoch- und runterpendelt. Wir hielten die Finger raus und fuhren quasi per Anhalter gut einen Kilometer die Straße hoch mit einem Auto, das mir mit sieben Insassen doch leicht überfüllt schien. An einer großen Kreuzung angekommen, fanden wir viele kleine Pavillons vor, von denen wir uns eins aussuchten und reinsetzten. Eine afrikanische Mutti fragte uns, was wir essen wollen und Chemi antwortete für mich mit, da ich offensichtlich die Gesamtsituation wieder mal nicht richtig verstand. Sie schnappte sich zwei Teller, öffnete ein paar der riesigen Töpfe, die hinter ihr standen und machte uns den Teller randvoll mit Reis, Bohnen, irgendwas Rotem und noch ein bisschen was von dem Grünen. Mein Magen fragte mich, was ich ihm denn da runterschicke, ich sagte ihm, er solle aufhören zu fragen.

Kurz noch ein wenig umgeguckt, stellten wir uns wieder an den Straßenrand, sprangen in das nächste Taxi und fuhren den Kilometer zurück. Nach einem kleinen Ausflug zur örtlichen Brauerei ging es dann wieder heimwärts. Ich lernte die Big Mama des Estates kennen, die mir netterweise jeden Morgen heißes Wasser für meinen Kaffee zur Verfügung stellt und dann kam noch Ada, die zweite von Chimes Schwester, auf einen Sprung vorbei und brachte uns netterweise Abendessen. Diese musste allerdings schnell wieder los, da es bereits kurz vor sieben war und die Wachmänner um punkt 7:00Uhr draußen die Tore schließen. Ab diesem Zeitpunkt wieder niemand, der nicht hier hingehört, mehr reingelassen. Bei dem Essen von Ada handelte es sich um ein sehr traditionelles Essen, was man mit den Händen zu sich nimmt. Es besteht aus eine Art Riesenknödel, von dem man sich aus kleinen Stücken Schippchen formt, mit denen man den spinatartigen Eintopf aus der Schüssel löffelt. Eigentlich sogar recht lecker.

Das war’s auch schon mit dem Tag. Keine Sorge, die Woche wird auch für mich noch von Tag zu Tag spannender werden, bis es dann am Samstag endlich damit losgeht, weswegen ich eigentlich hier bin.