Yannicks Blog

Tage 8 & 9

Nov 082018

Ndewo! Kedu ka i mere? O di nma. (Hallo! Wie geht es dir? Mir geht es gut.)
Natürlich versuche ich in meiner Zeit im Hoheitsgebiet der „Igbo-People“, Imo-State, in dem die Sprache „Igbo“ gesprochen wird, so viel es geht von dieser aufzuschnappen. Ich würde mir durchaus eine gewisse Affinität zu Sprachen zuschreiben, habe an Igbo aber echt zu knacken. Sie unterscheidet sich in Phonologie und Phonetik immens vom Deutschen, meist machen oft kleine Bewegungen des Mundes den ganz großen Unterschied. Bis jetzt fühlte ich mich eigentlich bei den indogermanischen Sprachen beheimatet, aber werde mein Bestes geben, auch hier einen Anschluss zu finden.

Der Tag vorgestern war lediglich geprägt von Kleinigkeiten, die wir zu erledigen hatten. Aber eine Sache ist es absolut wert, erwähnt zu werden: SHOPRITE! Da steckt man mitten in einer Provinz im tiefsten Nigeria und denkt an nichts Böses, da steht man plötzlich vor einem riesigen Klotz von Einkaufszentrum, aufgezogen nach US-amerikanischem Vorbild. Durch die Pforten geschritten, fühlte ich mich drei Jahre zurückversetzt, als ich eine hiesige Mall in Chicago betrat. Ich konnte auf den ersten Blick keinen Unterschied erkennen, dann war es plötzlich völlig klar: es passt hier einfach nicht hin. Für mich mag es ein Stück von zu Hause darstellen, eine Möglichkeit, Dinge einzukaufen, die ich auch in Deutschland beim Lidl um die Ecke finde. Für die Leute hier ist es schlichtweg zu teuer, was sich sicherlich in den Besucherzahlen des Einkaufzentrums wiederspiegelt – es ist nämlich nichts los. Etwas Positives scheint es allerdings doch zu haben, denn es scheint enorm viele Arbeitsplätze zu schaffen und ein Besuch stellt oft ein richtiges Highlight da, aus dem auch gerne mal ein Ausflug für die ganze Familie gemacht wird.

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So kaufte ich Dinge, auf die ich auch hier im Haushalt nicht verzichten mag, wie beispielsweise Toilettenpapier, Spüli, Waschmittel etc. Abends lernte ich mehr von den Nachbarn kennen und brachte den Wachmännern, die Nacht für Nacht vor unserem Haus stehen, ein kühles Bierchen und machte sie damit kurzzeitig wohl zu den glücklichsten Männern der Stadt. Die Nachbarn sind im Allgemeinen sehr ruhige Leute, von denen man nicht viel mitbekommt. Sowohl Männer, als auch Frauen sind von morgens früh bis abends spät am Arbeiten, so dass meist nur die Omis mit den Babys zurückbleiben. Wir ließen den Abend zu dritt, Chime und Ada waren dabei, ausklingen und es ging wie immer früh ins Bett.

Gestern Abend wollte ich eigentlich die neuen Einträge hochladen, da wir aber kaum Strom hatten, war mein Laptop nicht geladen und mir waren die Hände gebunden. Deswegen packe ich die letzten beiden Tage zusammen in diesen Eintrag. Ich werde versuchen, eine extra Seite „Owerri“ einzurichten mit Bildern aus der Nachbarschaft. Ab Samstag wird eine Seite „Awo-Omamma“ folgen mit Bildern aus dem Dorf und vor allem von unserem Projekt.


Seit gestern Morgen bin ich wieder einmal mit Magenproblemen geplagt. Da ich aber im Shoprite zuvor Brot, Tee & Co. kaufte, bin ich dieses Mal besser vorbereitet. Die Rettung wird nun fast täglich in Form von Ada erscheinen, die eine sensationelle Köchin ist und viel Wert auf gute Lebensmittel und ein gewisses Maß an Hygiene beim Kochen legt. Sie war zuvor frisch einkaufen und nachdem ich sie überzeugen konnte, dass es auch normal sein kann, wenn ein Mann in der Küche hilft, kochten wir Reis-Gemüse-Pfanne mit Plantain und Fisch. Das alles geschah auf dem Boden mit nur einer Flamme aus dem Gaskocher und ich lernte sogar, wie man den Fisch richtig ausnimmt. Diejenigen unter euch, die schon mal mit mir campen waren, wissen, dass das genau mein Ding ist. Es war tatsächlich das erste Mal, seitdem ich hier angekommen bin, dass ich mich richtig auf das Essen gefreut habe.

Die Küche zum Wilden Luxe: Nigeria Edition!

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So zauberten wir bei guten Gesprächen vor uns hin und ich bestaunte Adas Organisationstalent, was dem meinen weitaus überlegen war. Als wir fertig mit essen waren, beschlossen wir uns, ein weiteres Mal zu Shoprite zu fahren. Dieses Mal wollte ich Ada ein paar Schuhe kaufen, da die, die ich extra für sie mitgebrachte hatte, auf wundersame Weise verschwunden waren, was mir vorher jedoch nicht aufgefallen war. Wir schnappten uns also ein Taxi, das gewollt war, uns gegen einen kleinen Aufpreis zum Shoprite zu fahren. Der Aufpreis ist Standard, da die Straßen dorthin extrem schlecht sind und das Risiko groß ist, dass es den ohnehin schon komplett demolierten Autos ganz den Garaus macht. Man fährt hier generell mit einem sehr mulmigen Gefühl Auto, wenn man die ganzen Karren mit den gebrochenen Achsen und Feder oder qualmenden Motoren mitten auf der Straße stehen. Da man es aber aufgrund von Verkehr und Straßenzuständen eigentlich eh nie über 30km/h schafft, wird man wieder ruhiger.

Eine glückliche Ada:

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Schon wurde es wieder dunkel und wir mussten zusehen, dass wir vorm Schließen der Tore wieder im Haus waren. Euch fällt sicher auf, dass man hier am Tage kaum zu etwas kommt. Ein Ausflug zum Einkaufszentrum dauert dann schon mal gut und gerne vier bis fünf Stunden und es handelt sich dabei um eine Strecke von ca. 3km. Da muss man sich keine Sorgen machen, wie man seinen Tag füllen soll.