Yannicks Blog

Tag 30

Nov 292018

Fühler im Essen, Echsen in der Dusche und Kakerlaken, die einen von der Schulter aus anlächeln, wenn man morgens aufwacht .. und alles scheint so normal. Es ist schon beeindruckend, wie schnell sich der Mensch an veränderte Umstände anpassen kann, solange man nur offen gegenüber allem bleibt.

Heute ist Donnerstag, also bin ich ins Dorf gefahren, um den Kids Nachhilfe zu geben. Die Stimmung ist nach wie vor auf dem Boden, Tendenz sinkend. Ich erfuhr, dass sie seit Samstag nichts vernünftiges mehr gegessen hatten. Leute, wenn jeder Leser 0,03€ spenden würde, könnten wir davon 30 Personen eine deftige Mahlzeit auf den Tisch zaubern. Aber wir blicken täglich auf unser Konto und es hat sich wieder nichts getan. Ich frage mich, was ich noch schreiben soll, um die Leute davon zu überzeugen, wie einfach man diese Situation lösen könnte. Man hört die Leute immer meckern über unseriöse Spendenorganisationen. Man wisse ja nicht, was mit dem Geld passiert, bestimmt stecken sich das irgendwelche korrupten Bosse in die eigene Tasche. „Da spende ich lieber gar nicht“, muss man sich dann anhören. Jetzt habt hier im Chiemela e.V. mal eine Organisation, die an Ehrlichkeit und Transparenz nicht zu überbieten ist, und es passiert trotzdem nichts. Unterm Strich ist das dann wohl auch nur eine weitere Ausrede, um gar nicht spenden zu müssen. Wahrscheinlich ist am Ende des Tages Hopfen und Malz sowieso verloren und dieser ganze Blog hier ist auch nur Zeitverschwendung. Achja, und wenn ich noch einmal den Satz „mir geht’s ja auch nicht so gut“ höre, werde ich auf dem Rückflug nach Deutschland wohl aus dem Flugzeug springen müssen.

So, ich habe mich wieder beruhig, zurück zum Thema. Ich kratzte schnell meine letzten Groschen zusammen, damit die Frauen ein paar Basics zum Kochen kaufen konnten. Gegen die schlechte Stimmung hatte ich glücklicherweise genau das richtige mitgenommen: eine Gitarre. Nachdem ich den Kids bei ihren Hausaufgaben und den Problemen bei den Beispielaufgaben zum Abschlusstest geholfen hatte, gab’s eine kleine Einführung in die Welt der Gitarre. Jeder durfte einmal die Gitarre in die Hand nehmen und zwei-drei Akkorde spielen. Freudig klimperten wir zwei Stunden vor uns hin, bis das Essen fertig war. Wir sangen, tanzten und hatten eine Menge Spaß zusammen, während wir die größten Hits von Bob Marley rausschmetterten. Da die Nachfrage heute so groß war, werde ich das wohl öfter einbauen und vielleicht sogar mit dem Unterricht verbinden. Allerdings ist eine Gitarre für 40 Kinder natürlich ein wenig schwierig.

Nach gut fünf Stunden traten wir dann die Heimreise an und nun ist schon wieder ein Tag um. Ich sehne mich schon nach Samstag, um den nächsten Tag mit diesen wundervollen Kids verbringen zu können.

So greift man ein perfektes e-Moll:

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